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Näschpli, was isch de das?


Mispeln - wie ein Barockgemälde

«Kennen Sie Mispeln?» – «Ja, Misteln kenne ich.» Diese klassische Unterhaltung zeigt mit wenigen Worten zwei Dinge: einerseits, dass oft nur ein einziger Buchstabe bedeutsam sein kann. Und zum anderen, dass die Mispel grösstenteils unbekannt geworden ist.

Die Mispel (Mespilus germanica) blüht nicht nur ähnlich schön (und spät) wie die Quitte, die Mispel ging auch aus ähnlichen Gründen vergessen: Eigenschaften wie die begrenzte Haltbarkeit und die aufwendige Verarbeitung – erst wenn sie gekocht ist, entfaltet sie ihren lieblich-aromatischen Geschmack – passen nicht in unsere schnelllebige Zeit und führten ähnlich wie bei der Quitte dazu, dass die Frucht nach und nach in Vergessenheit geriet.

Die Früchte brauchen einen Frost und müssen anschliessend fachgerecht gelagert werden, damit die Gerbstoffe abgebaut werden. Erst wenn die Frucht auf leichten Druck nachgibt und sich weich, ja fast matschig und mürbe anfühlt, ist sie richtig reif und zur weiteren Verarbeitung bereit.

Besonders in Nidwalden, Luzern und Zug war dieser Baum bis in die 1950er-Jahre noch öfter anzutreffen. Die 4 bis 6 cm grossen Früchte waren früher auch fester Bestandteil von Chlais-Säckli, da dies die einzige Frucht war, die im Winter reif war – jedenfalls noch bevor Mandarinen den Mispeln den Platz abspenstig gemacht haben. Obwohl Mispelbäume oft 100 Jahre oder älter werden, ist die Mispel leider nur noch selten bei uns zu finden. Im Nidwaldner Dialekt wird die Mispel übrigens Näschpli genannt.

Ein Schutz- und Förderprojekt in den Jahren 2006 bis 2010 nahm sich dieser fast vergessenen Frucht an und machte vorhandene alte Exemplare – ca. 40 Bäume – ausfindig. Diese wurden mit einem Entlastungsschnitt gepflegt und inventarisiert. Zudem wurden rund 200 Mispelreiser auf geeignete Grundlagen (Weissdorn, Mehlbeere) aufgepfropft und die neuen Mispelbäume beobachtet und beschriftet. Diese werden nun bis zu einer gewissen Grösse regelmässig kontrolliert.

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