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Der Lavendel wächst. Das Unkraut auch.

  • Martina Murer
  • 2. Juni 2018
  • 2 Min. Lesezeit

Dieses Jahr ist die Provence wie die Toskana im Frühling: grün, grün, einfach wunderbar. Alles wächst und gedeiht. So sind alle 200 Lavendelstöcke, welche wir an Ostern dieses Jahres gepflanzt haben, gut angewachsen, und zwar obwohl wir – entgegen den Ratschlägen Einheimischer – die Lavendel nur gut gewässert, nachher aber nicht mehr gegossen haben. Das feuchtwarme Wetter der letzten Wochen tat sein Übriges.

Ein Anruf der Nachbarin vor etwa zwei Wochen liess nichts Gutes erahnen: Der Lavendel werde zusehends von Unkraut überwuchert! Da müsse man etwas unternehmen.

Wer die fein säuberlich geputzten Lavendelreihen in Südfrankreich sieht, denkt nicht an Unkraut. Die Lavendelbauern verwenden für die Unkrautbekämpfung einen Traktor mit einer speziellen Hacke. Das geht natürlich erst ab einer gewissen Grösse von mehreren Hektaren. Hier ist Handarbeit angesagt!

So trat ich mit einer Gartenhacke aufs Feld. Natürlich war die Gerätschaft etwas grösser als ein kleines Gartenhäckeli, aber natürlich immer noch kleiner, als dass ein effizientes Vorwärtskommen möglich gewesen wäre. Das nächste Gartencenter war etwa eine Stunde entfernt. Möge der liebe Gott mir einen Unkraut-Zauberstab schenken – oder zumindest eine anständige Pendelhacke! Gott meldete sich zwar nicht, aber besagte Nachbarin rief irgendwann aus dem Fenster, so gehe das nicht, mit diesem Werkzeug käme ich ja nirgends hin! Ihr Mann hole jetzt im Keller den Wurzelausstecher. Und tatsächlich: Löwenzahn und Grasbüschel gingen nun recht fix aus dem gelockerten Boden, der ungewohnt feucht war: An meinen Schuhen klebte inzwischen etwa 5 Kilo Gartenerde (pro Schuh).

Nach etwa drei Stunden Arbeit waren die ersten zwei Lavendelreihen unkrautfrei.

Wie gesagt, ist es im Moment ungewohnt grün für diese Jahreszeit. Die Einheimischen sagen, «ça pousse, ça pousse énormément!» Ça pousse heisst wörtlich «es drückt». Die Vorstellung, dass jemand oder etwas von unten her das Unkraut aus der Erde drückt, finde ich lustig.

Unkraut (oder Beikraut, Wildkraut, wie man es nennen will) heisst auf Französisch les mauvaises herbes, also «die schlechten Kräuter». Nichts ist nur schlecht oder nur gut, nur manchmal gibt es Pflanzen, die man einfach dort nicht haben will.

So hat es mich gefreut zu sehen, dass sich die Gartenmelde gemeldet und auf der ehemaligen Steppengraswiese niedergelassen hat. Ein beachtlicher Teil der «mauvaises herbes» bestand also aus Gartenmelde (Atriplex hortensis) – obwohl diese Art früher auf der Wiese gar nicht vertreten war. So wurde aus «mauvaises herbes» noch ein feines Zmittag; Gartenmelde schmeckt mit etwas Zwiebel gekocht wie Blattspinat, einfach lecker.

Am Tag danach habe ich mir also eine anständige Gartenhacke mit Schneidkante auf allen Seiten und eingebautem Rechen besorgt. Das Wunderding ist genial und gehört ab sofort in die Kategorie «unverzichtbar geili Teili».

Inzwischen ist die Unkrautaktion abgeschlossen, und obwohl ich sicher war, den Kampf gegen Unkraut mit regelmässigem Hacken und Mulchen auf die Dauer zu gewinnen, wurde leider vom Hausherrn entschieden, dass die Fläche mit dem Lavendel mit einer dunkelgrünen Folie abgedeckt wird. Ich bin kein Fan von Kunststoff im Garten, trotzdem nimmt es mich wunder, wie sich der Lavendel und die Situation mit den Beikräutern mit dieser Massnahme entwickeln wird.

 
 
 
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