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Der Essgarten – ein Garten zum Essen!

Eine Reise nach Bremen lohnt sich aus vielerlei Gründen: Das Rathaus gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe, im Weser-Stadion gibt’s deutsche Bundesliga, und auch den Bremer Stadtmusikanten kann man hier guten Tag sagen. Doch auch eine Fahrt ins Bremer Umland lohnt sich: zum Beispiel ins 40 Minuten entfernte Harpstedt. Dort befindet sich der Essgarten, die europaweit grösste Sammlung essbarer Pflanzen. Heike und Frederik Deemter haben in den vergangenen 20 Jahren einen vielfältigen Garten entstehen lassen, der seinesgleichen sucht.

Pfeffer und Bananen in Deutschland

Damit eine Pflanze im Essgarten wachsen und gedeihen darf, muss sie zwei Kriterien erfüllen: Mindestens ein Teil muss essbar sein; Triebe, Blätter, Blüten, Früchte, Wurzeln oder Saft. Dabei macht es nichts, wenn sie ein bisschen exotisch ist. Die meisten der Exponate stammen aus fremden Ländern wie China, den USA oder Südamerika. Das zweite Kriterium ist, dass sie auch im hohen Norden Deutschlands winterhart sein müssen. Nun würde man nicht unbedingt erwarten, dass Indianerbananen, Szechuanpfeffer oder die Esskastanie, die eigentlich im Süden Frankreichs heimisch ist, auch in Norddeutschland gedeihen würden.

Gartenführungen sind manchmal etwas frustrierend: Man sieht einen prächtigen englischen Rosengarten, hat aber zu Hause den falschen Boden für Rosen. Man sieht weite, üppig gestaltete Blumenbeete, hat im eigenen Garten aber schlicht zu wenig Platz. Oder man sieht tropische Pflanzen, für die daheim einfach nicht das richtige Klima herrscht. So ist alles anders im Essgarten: Auf der rund 2-stündigen Führung, die übrigens wie im Fluge vorbeigeht, sieht man allerlei «Brauchbares» für den eigenen Garten. Frederik und Heike Deemter erzählen viel über die über 1000 Arten, die sie auf ihrem Grundstück stehen haben – und sie wissen viel.

Wer weiss schon, dass sich aus den Früchten des Essigbaums ein fruchtig-frisches Getränk herstellen lässt? Dass die gelben, harten Zierquitten, allgemein bekannt als Holzäpfel, nicht giftig, sondern essbar und wunderbar aromatisch sind? So gibt es den einen oder anderen Strauch, der die Besucherinnen und Besucher staunen lässt. Kostproben direkt von der Pflanze tragen ihren Teil dazu bei. Dabei muss man auch mal über seinen Schatten springen. Aus dem Chinesischen wörtlich übersetzt heisst der Blauschotenstrauch «Katzenkotgurke» und das Innere dieser blauen Schote wird geschlürft. Wir probieren Pfeffer frisch vom Baum und Karamellstrauch aus der Tonne. Schmeckt alles – wenn auch teilweise ungewohnt.

Frederik Deemter erklärt auf anschauliche Weise, wie das menschliche Gehirn mit neuen und unbekannten Geschmacksrichtungen umgeht und warum wir auf rote Beeren oder bitteren Geschmack vorsichtig reagieren.

Spezielle Pflanzen erfordern spezielle Rezepte

Mit dem 2017 erschienenen «Essgarten-Kochbuch» liessen Deemters weitere 130 Autoren hinter sich und räumten gleich den 1. Platz beim Deutschen Gartenbuchpreis ab. Funkienröllchen, eingelegte Magnolienblüten oder Trichterfarngemüse: Die Rezepte sind einfach nachzumachen und schön bebildert. Linde, Rosen, Lilien und Flieder: Viele der Zutaten wachsen auch im «normalen Schweizer Durchschnittsgarten».

Heiraten im Essgarten – auch das ist möglich

Nebst Gartenführungen gibt’s im Essgarten auch Workshops zum Thema Permakultur (Methode für stabile, sich selbst erhaltende, nachhaltig genutzte Gärten) oder Naturefood-Kochkurse. Für Firmenevents, Geburtstagsfeste und Unterricht in der Natur für Schulklassen ist der Essgarten wunderbar geeignet.

Seit einiger Zeit kann man sogar Heiraten im Essgarten. Die grosse Orangerie, ein Glashaus, ist dafür die optimale Location. Wettergeschützt und umgeben von Garten und Bäumen, bietet der Essgarten ein Erlebnis mitten in der Natur.

Gekocht wird hauptsächlich mit allem, was der Garten das ganze Jahr über so hergibt. Wer jedoch befürchtet, dass im Essgarten nur vegetarische Kost aufgetischt wird, kann beruhigt sein: Die Familie Deemter serviert auch Fleisch aus der Region, denn auch in diesem Bereich wird Nachhaltigkeit grossgeschrieben.

Selbst wer selber kein grosser Gärtner ist, sondern eher der kulinarischen Neuentdeckungen wegen im Garten ist, taucht schnell ein in die Infos zu ungewöhnlichen Genusserlebnissen. Es lohnt sich, seinen Ausflug nach Harpstedt frühzeitig zu planen, denn die Gartenführungen sind erfahrungsgemäss schnell ausgebucht. Ein Besuch in diesem tollen Garten ist auf jeden Fall zu empfehlen – und wem der Weg nach Bremen zu weit ist, überbrückt erst mal mit dem «Essgarten-Kochbuch».

 
Nachtrag 2022: Der Essgarten wurde 2021 verkauft.
Besucher sind im Essgarten immer willkommen (Voranmeldung nötig):
Essgarten
Nils und Malou Furch, Angelika Stelter
Barjenbruch 3
D-27243 Harpstedt / Winkelsett

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